Leitlinien der Klinikseelsorge in der Reha-Klinik Höhenried . . .

I. Grundsätzlicher Auftrag der Kirche
Die Klinikseelsorge trägt mit dazu bei, dass Menschen in den Momenten der Krisenerfahrung wie Krankheit und Unfall, Trauer und Schuld nicht ihre Lebensorientierung verlieren und sich nicht selber verlieren, indem sie in diesen Situationen die Wirklichkeit Gottes vermittelt. Sie tut dies im Namen Jesu Christi, der seinen Jüngerinnen und Jüngern den Auftrag erteilte, „das Reich Gottes zu verkünden und Kranke zu heilen.“
(Lk 9, 1-6; vgl. Mt 25, 36.39)
Durch die seelsorgliche Begleitung soll die Liebe und Nähe Gottes deutlich und lebendig werden, damit neue Lebenskräfte geweckt werden können und die Heilskraft des Glaubens sich (neu) entfalten kann. („Geh, dein Glaube hat dir geholfen!“ Mk 10,52; entsprechend: „Das gläubige Gebet wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten“, Jak 5, 15.)

II. Zur Geschichte der Klinik und zur Sicht des Hauses
Die Seelsorge wurde von Prof. Dr. Hofmann, dem damaligen Leiter der Klinik Höhenried, um Mitarbeit gebeten. Die katholische und evangelische Kirche hat diesen Auftrag gerne und konsequent im Sinne des im Hause vertretenen ganzheitlichen Therapieansatzes angenommen. Die Arbeit ist mittlerweile in inhaltlicher und personeller Hinsicht voll etabliert.
 
III. Rahmenbedingungen
Die Klinikseelsorge ist im „Unternehmen Rehabilitationsklinik“ ein eigener Dienstleistungssektor, der über eigene räumliche und technische Strukturen innerhalb des Hauses verfügt und in die Organisations-strukturen und Arbeitsabläufe eingebunden ist.
Die Rehabilitationsklinik Höhenried ist in den Fachbereichen Herz- und Kreislauferkrankungen, in der Orthopädie und in der Psychosomatik tätig.
A. Kontaktaufnahme zur Klinikseelsorge
Während der Bürozeiten sind wir unter: 08158/ 24-37700 zu erreichen (bitte ggf. eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen). Außerhalb der Dienstzeiten ist die Vermittlung eines/einer Seelsorgers/-in über die Telefonzentrale des Hauses möglich. Zudem sind die einzelnen Seelsorger über die publizierten Kontaktdaten direkt zu erreichen.
B. Tabellarisch aufgelistet dienen folgende Örtlichkeiten der Klinik-Seelsorge:
  • Büro- und Sprechzimmer im Untergeschoss HU 006
  • Kapelle (Gottesdienste; Gebetsraum mit Lichterbaum und Fürbittbuch) mit Sprech- und Beichtzimmer im EG neben dem Speisesaal
  • Schriftenstand, Plakatwand als Informationsmöglichkeit zu aktuellen Veranstaltungen und Hinweisen, Informationsständer
  • Vortragssaal für größere Veranstaltungen (Begrüßungstee, "Montagsreihe")
  • Patientenzimmer für vertrauliche Gespräche
 
IV. Selbstverständnis der Klinikseelsorge
Die Klinikseelsorge will einen eigenen religiösen therapeutischen Beitrag zur Heilung leisten. Durch religiöse Sinndeutung und durch rituelle und symbolische Segenshandlungen können die heilsamen Energien des Glaubens und seiner heiligen Dimensionen übermittelt werden.
 
Die Klinikseelsorge versteht sich nicht als Konkurrenz zu den anderen heilenden Berufen im Haus. Sie bietet sich vielmehr in offener Zusammenarbeit mit den anderen Berufsgruppen als eigenständiger Partner an um mitzuhelfen, zur Genesung der PatientInnen beizutragen, Krisen zu verarbeiten, Grenzerfahrungen zu bewältigen und an der Gesundheitsprävention mitzuwirken.
 
Die Klinikseelsorge soll erfahrbar sein in der Begegnung und in der Beziehung zwischen den Menschen, in einem gemeinsamen Unterwegssein auf dem „irdischen Pilgerweg“. Liturgie, Gebet und sakramentales Handeln ergänzen die persönliche Beziehungsebene. Die Begleitung der PatientInnen durch die SeelsorgerInnen, die Aufarbeitung menschlicher Erfahrungen und das (neue) sinnlich, leibhafte Erleben religiöser Rituale und Alltagsriten soll hineinführen in die Lebensmitte der Person und damit zugleich in die Wirklichkeit Gottes.
 
Die Klinikseelsorge wird von der katholischen und der evangelischen Kirche verantwortet und lebt aus der Tradition der jeweiligen Kirchen. Sie versteht sich zugleich in einer Vielzahl ihrer Angebote auch als ökumenisch. Interkulturelle und interreligiöse Begegnungen im Haus nimmt sie wahr und unterstützt sie, soweit sie hierzu aus der christlichen Tradition in der Lage ist. Dies gilt auch für die seelsorgliche Begleitung von Menschen anderer Religionsgemeinschaften.
 
Die Klinikseelsorge befürwortet daher entsprechende Räumlichkeiten und Möglichkeiten zur Seelsorge insbesondere für die muslimischen PatientInnen im Hause. Die Klinikseelsorge ist eingebunden in den Seelsorgeverbund der jeweiligen katholischen und evangelischen Pfarrgemeinden Bernried und Tutzing und nützt entsprechende Angebote der Kirchengemeinden (dafür stellt die Klinik ihren Fahrdienst zur Verfügung).
 
V. Seelsorgliche Angebote
  • Besuche der PatientInnen: Einzel-, Beichtgespräche, Beratung
  • Gottesdienste und Sakramente: jeweils mittwochs Gottesdienstangebote (katholisch und evangelisch abwechselnd)
  • sonntags Messe oder Wortgottesdienste (ohne Priester) und Fahrgelegenheit zu den Gottesdiensten nach Bernried (in Ausnahmefällen nach Tutzing)
  • kirchenjahreszeitliche Angebote (Advents-, Passions- und Maiandachten), ökumenische Gottesdienste am Heiligen Abend und an Karfreitag, sakramentale Angebote wie Beichte, Krankensalbung, Kommunion
  • psychosoziale Gruppenarbeit wie Begrüßungstee der neu angekommenen PatientInnen, Vorträge mit Gespräch und Trauerbegleitung
  • religiös-kulturelle Angebote wie Montagsreihe (Filme oder Diavorträge mit Gesprächsmöglichkeit)

VI. Die Stellung der Seelsorge im Krankenhaus
Die Klinikseelsorge ist ein integraler und zugleich auch eigenständiger Bestandteil der Reha-Klinik Höhenried. Die KlinikseelsorgerInnen stehen dabei auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als PartnerIn in Situationen der Überforderung, in persönlichen Krisen, bei Trauer, in Fragen der Lebensorientierung und bei ethischen Anfragen zur Verfügung.
Informationen, die die SeelsorgerInnen durch ihre Arbeit erhalten, unterliegen der seelsorglichen Schweigepflicht. In Kooperation mit allen Beteiligten versteht sich die Klinikseelsorge als Anwalt für Benachteiligte und Schwache.
Die Klinikseelsorge ist darauf angewiesen, dass durch interne Regelungen im Geschäftsbetrieb ihre Unabhängigkeit, ihre strukturelle Versorgung und die Wahrung der seelsorgerlichen Schweigepflicht sichergestellt sind.

VII. Zielbestimmung der Klinikseelsorge
Die konzeptionelle und praktische Entwicklung der Klinikseelsorge in Höhenried ist ein längerer Prozess, der die Phasen der Planung, Entwicklung, Implementierung und Evaluation beinhalten sollte. Das Seelsorgekonzept sollte dabei interdisziplinär mit den Mitarbeitenden im Hause diskutiert und dann endgültig verabschiedet und veröffentlicht werden. Jede Klinik erfordert ihre eigene und auf sie zugeschnittene Zielbestimmung, die kontinuierlich von den Handelnden vor Ort, möglichst unter Einbeziehung der Betroffenen, fortgeschrieben werden muss. Unabhängig davon sind folgende auf einer Patientenuntersuchung basierende zentrale Aufgabenfelder zu beachten:

  • Trost: persönliche Begleitung (Zeugnis) und Beratung (Lebens- und Konfliktberatung)
  • liturgisches Handeln: Gottesdienste, Feier der Sakramente, Segenshandlungen, Trauerarbeit
  • Teilnahme an den verschiedenen Teamgesprächen, interdisziplinäre Zusammenarbeit 
  • Besuche: wenigstens 1x pro Aufenthalt seelsorgerliches Einzelgespräch

VIII. Glaube, der heilt - eine theologische Reflexion
Für einen ganzheitlichen Heilungsprozess ist die religiöse Dimension unverzichtbar. Zur umfassenden Heilung des Menschen bedarf es seines Bezuges auf Gott. Diesen Weg zu Gott hin dem Menschen aufzuzeigen, ihn dorthin zu begleiten, dafür tritt die katholische und evangelische Klinikseelsorge ein.
Jesus Christus selber verweist bei verschiedenen Gelegenheiten ausdrücklich auf die Heilkraft des Glaubens. Die christlichen Gemeinden tragen seinen Impuls weiter.
Glaube hat die Kraft, von Schuld und Angst, den unheilvollen krankmachenden Gefühlen, zu befreien und den Blick hin auf den verzeihenden und liebenden Gott zu öffnen.
Indem die SeelsorgerInnen auf den in Jesus Christus erfahrbaren Gott verweisen, erlebt sich der leidende Mensch als geborgen und nicht mehr allein gelassen. Gott zeigt sich auf dem Lebensweg eines Menschen als zuverlässiger und treuer Begleiter.